Aufsatz von Josef Ludwig

Josef Ludwig war Schüler einer höheren Schule von Mülheim. Der Aufsatz stammt vom 21. März 1952. Die Zeitvorgabe betrug 105 Minuten. Interessant ist der Blick der westdeutschen Außenpolitik auf die Positionen der beiden Weltmächte USA und Sowjetunion, der sich im Lehrauftrag an die Schule wiederspiegelt.
Benotet wurde der Aufsatz mit 'ausreichend', also der Note 4. Eine Begründung, weshalb der Inhalt des Aufsatzes so bewertet wurde, ist nicht angeführt.

Die seinerzeit gültige Orthografie und Interpunktion wurde belassen!


USA und UdSSR - die Weltmächte von heute.

        Die beiden Weltmächte USA und UdSSR
bestimmen die Weltpolitik von heute.
Sämtliche anderen Staaten stehen dabei
mehr oder weniger am Rande.
        Aus dem 2. Weltkrieg gingen Amerika
auf der einen und Russland auf der
anderen Seite als absolute Weltmächte
hervor. Während Amerika und die übrigen
alliierten Westmächte abrüsteten und
ihre Industrie auf Friedenswirtschaft um-
stellen, dachte Russland nicht im geringsten
dran, seine Streitkräfte zu entlassen; es
ging im Gegensatz dazu über, seine Rüstung
in steigendem Maße zu verstärken. Zum
anderen verwirklichte es konsequent seine
aggressive Politik. Die Tschechoslowakei,
Ungarn und Rumänien waren die
ersten Opfer dieser Politik. Proteste der West-
mächte hatten keinerlei Erfolg. Noch schien
Amerika nicht sonderlich beunruhigt. Doch
als Russland mit der Hungerblockade Berlins
begann, mit dem Ziel Amerika und die
beiden anderen Westmächte England und
Frankreich aus Berlin herauszudrängen, ging
eine Welle der Empörung durch das amerikanische

Volk. Es begann zu begreifen, dass die Welt-
eroberungspolitik der kommunistischen
Regierung Russlands sich nicht geändert hatte.
Nach anfänglichem Zögern entschloß sich
Präsident Truman, komme was da wolle,
in Berlin zu bleiben und Gewalt gegen
Gewalt zu setzen. Hiermit begann sich
allgemein eine Wandlung gegenüber dem
'guten und harmlosen' russischen Bundes-
genossen des 2. Weltkriegs durchzusetzen.
Es begann ein weltumfassender Machtkampf
dieser beiden Mächte. Während Russland
daran ging, die bereits unterworfenen
Länder einschl. der Ostzone auszuplündern
und damit sein Rüstungspotential zu verstärken,
begann Amerika, die durch den Krieg stark
geschwächten westeuropäischen Staaten mit
Hilfe des Marshall-Planes zu unterstützen.
Wenn auch kein Grund vorlag, dass Russland
schlagartig alle europäischen Staaten überrennen
und bis zum Kanal vordringen würde, so
musste doch der Unterminierung dieser
Staaten durch kommunistische Funktionäre
durch wirtschaftliche Hilfe entgegengetreten
werden. Besonders dem stark kommunistisch
verseuchten Frankreich und dem durch verfehlte
Nachkriegspolitik der engl. Labour-Regierung
verarmten England mußte geholfen
werden. Deutschland und wirtschaftlich
rückständige Südoststaaten wurden in
diese Hilfe mit einbezogen. Hiermit war
dem russischen Vordringen zunächst ein
Riegel vorgeschoben. Russland holte nun

zum Schlag in Korea aus. Immer
darauf bedacht, selbst nicht als Angreifer
zu erscheinen, überliess es die Arbeit Nordkorea
und seinem Bundesgenossen China.
Nach diesem Schlag mußte sich die freie Welt
unter Führung Amerikas endgültig entschliessen,
nur noch Gewalt gegen Gewalt zu setzen.
Amerika, das jetzt noch militärisch schwach
war, mußte aufrüsten, und zwar zur gewaltigsten
Anstrengung seiner Geschichte in Friedenszeiten,
sollte es nicht Gefahr laufen, als Weltmacht
von der Weltbühne abzutreten. Nach Ansicht
Amerikas lag trotz Korea die Hauptgefahr in
Europa. Dem entgegenzutreten, wurde der
Atlantikpakt ins Leben gerufen. Aber wieder-
um mit amerikanischer Unterstützung an die
beteiligten europäischen Staaten! Die Haupt-
last sollten Frankreich und England tragen.
Nach langen Verhandlungen und anfäng-
lichen Schwierigkeiten beginnt der Pakt
ein Machtinstrument zu werden. Zusätz-
lich wurde die Europa-Armee unter
Führung Frankreichs geplant. Deutschland
(Westdeutschland), dem jede militärische Auf-
rüstung für immer untersagt war, sollte
auf bes. Wunsch der Amerikaner gleichberechtig-
ter Partner werden. Nach der bekannten
Behandlung und unaufhörlichen Verschleppungs-
taktik Frankreichs sind nun auch hier
greifbare Ergebnissen erzielt worden.
Im fernen Osten ist nun auch Japan
bedingt in die Abwehrfront eingereiht worden.

        Nach den bisher geleisteten und den
sich noch immer weiter steigernden
Anstrengungen wird es Amerika mit Hilfe
seiner fast unerschöpflichen Rohstoffe
doch gelingen, die Bedrohung des kommunistischen
Russland von sich und der übrigen freien
Welt abzuwenden und sich als Weltmacht
zu behaupten.

© Horst Decker