Aufsatz von M. Heins aus Meyerdamm-Achim

M. Heins war eine Schülerin aus Meyerdamm, heute ein Ortsteil von Achim im Kreis Verden. Von ihr ist ein Aufsatzheft von 1918 erhalten. Offenbar ging sie auf eine weiterführende Mädchenschule, denn im Deutsch-Aufsatzheft liegt hinten ein Blatt mit lateinischen Vokabeln. Der erste Aufsatz des Heftes stammt vom 17. Januar 1918 und beschreibt den Weg zur Schule.
In diesem Aufsatz vom 7. Juni 1918, gegen Ende des 1. Weltkriegs, wird die Kriegsnotwendigkeit beschrieben. Dem Aufsatz kann man entnehmen, dass man der deutschen Bevölkerung ein französisches Terrorregime vorhersagte, falls Krieg verloren geht.
Der Aufsatz ist in Sütterlin-Schrift verfasst.


Was wir aus der der Franzosenzeit lernen für die Gegenwart



Als vor reichlich hundert Jahren
Napoleon I. ganz Deutsch-
land in seiner Gewalt
hatte, da haben unsere
Vorfahren bitter erfahren,
was es heißt, den Feind
im Lande haben. Aus
Hannover preßte Napo-
leon damals 26 Millionen

Taler heraus. Bauern und Bür-
ger mußten sich endlose Ein-
quartierungen gefallen las-
sen. Die fremden Soldaten
zehrten ihn vollens auf, nah-
men ihnen das letzte Pferd,
die letzte Kuh aus dem Stalle.
Sie spannten die Bauern
selbst vor den Wagen
und trieben sie wie
Lasttiere, sodaß viele
infolge der unmensch-

lichen Behandlung starben.
Bei Sottrum trieb ein
französischer Reiter aus
reinem Übermut einen
alten Bauern so lan-
ge vor sich her, bis derselbe
tot zusammenbrach. So han-
delten viele Franzosen.
Welche Drangsale würden
aber über uns kommen,
wo nun Algerier, Senegal-
neger, Madagassen und

andere wilde Völker unser
Land überfluten. Und doch kann
man in unseren Tagen, weil
Lebensmittel und Kleidung
nicht mehr so reichlich vorhan-
den sind wie in der Friedens-
zeit, manchen Leute reden hö-
ren, es könne garnicht schlim-
mer für uns werden. Das ist
ein törichtes Gerede. Wer
aber weiß, was in der
Franzosenzeit unsere Vorfahren

erduldet haben, der schweigt
still und denkt:"Ich will
gern alle kleinen Unbe-
quemlichkeiten dulden, wenn
nur der Feind nicht über die
Grenze kommt!!!

© Horst Decker